Bürgermeister übernimmt wieder von den Narren
Politischer Aschermittwoch des Flecken Salzhemmendorf
Lauenstein (gök). Der Kassenstand des Fleckens Salzhemmendorf hat sich erhöht. Das war jedenfalls die Einschätzung von Hans-Jürgen „Hampi“ Dreier, der dem Ockenser Karnevalsverein vorsteht. Dreier gab dem Gemeindebürgermeister Clemens Pommerening beim politischen Aschermittwoch den Rathausschlüssel zurück, den er sich bei der Rathausstürmung im Januar zur Eröffnung der Karnevalssession erkämpft hatte. Die Narren werden sich jetzt von der fünften Jahreszeit zunächst einmal erholen müssen. Der Abend stand im Lauensteiner Okal-Cafe ganz im Zeichen der fröhlichen Unterhaltung, ohne das wie bei anderen Politveranstaltungen die scharfen Wortpfeile hin und her flogen. Für eine Überraschung sorgte Sven Köhne alias Horst Schleimer vom Grevebroicher Tageblatt, der zusammen mit Pommerening die rund 200 Besucher der Veranstaltung gleich am Eingang empfang.
Anwesende Politiker wie Bundestagsmitglied Michael Vietz (CDU) oder der SPD-Kandidat Johannes Schraps mussten zunächst mit Horst Schleimer einen lauwarmen Dornkaat trinken, der die Stimmung noch weiter auflockerte. Auch Udo Stenger (BWG) bekam einen Dornkaat ab, „weil Du immer so alleine bist im Rat“, zeigte Horst Schleimer Mitleid. Nachdem die Menge mit zahlreichen Witzen unterhalten war, durfte Pommerening sein Resümee des vergangenen Jahres ziehen. Hier zeigte auch der Bürgermeister, dass er Talent für Komik hat, was er unlängst auch im Elferrat bei der Prunksitzung der Ockenser Karnevalisten bewies.
In seinen über zwei Jahren als Bürgermeister musste er vor allem Geduld lernen. „Für die Auswahl des Salzhemmendorfer Feuerwehrfahrzeuges kann man etwa nicht in einen Laden gehen. Auswahl, Finanzierung und Kauf zogen sich über zwei Jahre hin. Ganz speziell und ganz besonders heißt hier leider auch ganz besonders teuer“. Auch die Sanierung der Brücke Neuer Weg in Thüste erfordert viel Geduld. Zahlreiche Gutachten kosten eine Menge Zeit und Arbeit. „Aber wir beißen uns durch und schaffen das dann auch“, zeigte der Bürgermeister Zuversicht. Auf Themen wie Güterverkehr, Windkraft, Flüchtlinge, Haushalt, Brandschutz und die kommende Bedarfszuweisung des Landes für die Gemeinde ging der Bürgermeister auch ausführlich ein. Im Vergleich zu Hameln freut er sich aber darüber, dass es in Salzhemmendorf zumindest einen handlungsfähigen Rat gibt und Sitzungen nicht nach sechs Stunden ohne Ergebnis abgebrochen werden. Auch auf die gegenwärtige Kritik vieler Eltern in der Gemeinde zur Erhöhung der Betreuungsgebühren in den Kindertagesstätten ging Pommerening kurz ein. Die Gemeinde wendet jetzt schon rund zehn Prozent des Gesamthaushaltes für die Kosten in den Kindergärten auf. „Nach der Erhöhung wird eine Betreuungsstunde die Eltern zwischen 1,28 Euro bis maximal 2,56 Euro kosten. Wir haben ein qualitativ hochwertiges Angebot und sind familienfreundlich. Wir sind gut, aber das hat auch seinen Preis“, erklärte Pommerening, der dafür breite Zustimmung unter den 200 Besuchern erntete. Eine ablehnende Haltung nahm der Bürgermeister gegenüber Gedanken ein, die eine Fusion von Gemeinden als Vorteil sehen. „Ich warne davor, eine Gemeinde rein auf das finanzielle zu reduzieren. Größer ist nicht immer besser. Versuchen sie mal einen zuständigen Sachbearbeiter bei der Telekom zu erreichen!“
Bevor nach den Ehrungen von „Salzsieder“ Udo Baranowski, der Bürgerhilfe am Ith und Silvia Kreis sowie Anke Kolan als „Hemmendorfer Wühlmäuse“ für ihr ehrenamtliches Engagement und dem obligatorischen Essen von Matjes und Rollmopsen mit Pellkartoffeln der gesellige Teil des Abends losging, folgte noch der kulturelle Höhepunkt mit dem Auftritt von Ellen Obier aus der Heide. Die gebürtige Unterfrankin parodierte und imitierte zur Freude der Gäste berühmte Sängerinnen wie Tina Turner, Nena, Anastacia, Cher, Lady Gaga oder auch Shakira, wozu sie dann auch Pommerening zu einem kleinen Tänzchen bat. Nach einer kurzweiligen guten halben Stunde mit der Entertainerin konnten die Besucher dann endgültig zum geselligen Teil übergehen, so dass noch bis in die Nacht Gedanken zwischen Feuerwehr, Vereinen, Politik und Gewerbetreibenden bei dem einen oder anderen Getränk in gemütlicher Atmosphäre ausgetauscht wurden.
Foto41: Horst Schleimer sorgte gleich zu Beginn für Stimmung
Foto47: Clemens Pommerening nahm den Rathausschlüssel gerne wieder zurück
Foto61: Ellen Obier sorgte als Tina Turner für Stimmung