2017_02_16_Jugendwerkstatt_9999_7Jugendwerkstatt will flexibel und individuell fördern

Jugendwerkstatt Salzhemmendorf hat mit Martin Schumacher eine neue Leitung

Oldendorf (gök). Die Geschichte der Jugendwerkstatt Salzhemmendorf ist eine Erfolgsgeschichte. Seit 1989 werden in der Institution des Fleckens Salzhemmendorf Jugendliche und junge Erwachsene an Ausbildung und Beschäftigung herangeführt. Rund 20 Jahre lang führte Katrin Bonell erfolgreich die Einrichtung. Fast völlig geräuschlos schrieb der Flecken Salzhemmendorf letztes Jahr im Frühling die Stelle für die Leitung der Einrichtung neu aus. Katrin Bonell stand kurz vor dem Ruhestand und sollte ihren Nachfolger noch richtig einarbeiten, um die Arbeit erfolgreich fortzusetzen.

Im Bewerbungsfahren setzte sich der 40jährige Martin Schumacher durch, der auf eine interessante Vita zurückblicken kann. Der studierte Diplom-Sozialpädagoge aus Wallensen arbeitete die letzten elf Jahre für die Integrative Einrichtung Kunterbunt aus Eichenborn, die als Trägerverein mehrere Einrichtungen wie Kinder- und Jugendhäuser oder Tagesgruppen betreibt. Schumacher war in den letzten Jahren schwerpunktmäßig im Bereich der Tagesgruppen tätig, konnte jedoch ebenso durch seinen Einsatz in den Kinderhäusern sowie im Jugendhaus Erfahrungen im stationären Bereich der Kinder- und Jugendhilfe sammeln. Vorher war er in der Organisations- und Personalentwicklung eines Unternehmens in Hannover tätig, so dass er das Anforderungsprofil für die Stelle in Oldendorf erfüllte. In einer Hospitation schnupperte er vergangenes Jahr schon in die Jugendwerkstatt hinein, so dass er sich selber ein Bild über die Arbeit in der Einrichtung machen konnte. Schnell stand für Schumacher fest, dass er sich dieser neuen Herausforderung stellen wollte und freute sich entsprechend, als sich die Auswahlkommission für ihn entschied. Nachdem er sich in den letzten Jahren vor allem um Kinder und Jugendliche kümmerte, freut er sich mit den jungen Erwachsenen jetzt auf die neue Herausforderung.

In den zurückliegenden Jahrzehnten ist es der Einrichtung gelungen, eine sehr große Anzahl von Jugendlichen in Beschäftigung oder Ausbildung zu bringen. Ziel der Jugendwerkstatt ist es, etwa 65 Prozent der Teilnehmer in eine Arbeits- bzw. Ausbildungsstelle oder eine weiterführende berufliche Qualifizierung bzw. Schule zu vermitteln. In den letzten Jahren lag diese Quote sogar zwischen 75 und 77 Prozent, weshalb auch die Politik die Einrichtung sehr positiv wahrnimmt. Positiv fällt den Ratsherren in Salzhemmendorf auch auf, dass die Einrichtung die gebeutelten Finanzen des Fleckens kaum belastet. Der Flecken dient zwar als Träger der Einrichtung, doch die Finanzierung der Einrichtung wird maßgeblich durch das Jobcenter Hameln-Pyrmont, das Land Niedersachsen, den Europäischen Sozialfond und den Landkreis Hameln-Pyrmont getragen.

„Es ist sehr beeindruckend, was Katrin Bonell mit dem Team hier in den letzten Jahren aufgebaut hat“, so Schumacher. Seit 1. September ist der Sozialpädagoge in der Einrichtung, wobei der Flecken Salzhemmendorf eine viermonatige Einarbeitungszeit durch Bonell ermöglichte. Seit 1. Januar leitet er die Jugendwerkstatt eigenverantwortlich in Zusammenarbeit mit Florian Faßmann, Andreas Schmidt, Jörg Henning und Claudia Schmidt sowie der Honorarlehrerin Annelie Dostal als Team. „Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt und genieße die Zusammenarbeit mit dem stark engagierten Team vor Ort. Der Herausforderung eines neuen Jobs habe ich mich gerne gestellt und mir ist klar, dass ich auch nach der Einarbeitungszeit immer noch täglich dazulernen werde“, erklärt er im Gespräch.

Traditionell besteht eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Jobcenter, die durch den regelmäßigen Besuches eines Maßnahmenbetreuers den persönlichen Austausch vor Ort möglich macht. In der Einrichtung gibt es Plätze für 25 Teilnehmer/Innen, die sich in den Bereichen Garten- und Landschaftsbau, Maler und Trockenbau  sowie Hauswirtschaft praktisch erproben können und individuell an das Berufsleben herangeführt werden. Neben einem Bewerbungstraining und einem Sportprogramm greifen flankierenden Maßnahmen wie etwa Sucht- oder Schuldenprävention. Ebenso werden die Jugendlichen darin unterstützt betriebliche Praktika zu absolvieren.

Getreu dem Motto der Einrichtung „Deine Chance für eine gute Zukunft“ wurde in den letzten Jahren auch regelmäßig die Erwerbung des Hauptschulabschlusses in der Einrichtung angeboten. Derzeit findet jedoch kein Hauptschulkurs statt, da nicht genügend entsprechende Teilnehmer zugewiesen wurden. Schumacher geht aber davon aus, dass das in der Zukunft wieder regelmäßig stattfindet wird. Im letzten halben Jahr hat auch der Anteil der Flüchtlinge in der Einrichtung zugenommen, weshalb neben den regulären Unterrichtseinheiten insbesondere der Deutsch-Unterricht im Mittelpunkt stand. „Bei den Migranten legen wir mit unserem Unterricht eine gute Grundlage, und die Wartezeit für die bevorstehenden Integrationskurse wird somit sinnstiftend überbrückt“, so Schumacher.

Die Teilnehmer der Jugendwerkstatt kommen aus dem Bereich der Flecken Salzhemmendorf und Coppenbrügge. Zusätzlich wurde der Einzugsbereich ab April 2015 auf die Stadt Bad Münder ausgeweitet und in besonderen Fällen auch auf Teilnehmer aus Hameln. Aufgrund der guten Bahnverbindung erreichen die Teilnehmer schnell den beschaulichen Standort Oldendorf, der neben dem engagierten Team vor allem mit landschaftlicher Idylle und Ruhe überzeugt. Jeden Wochentag von 8 bis 14 Uhr sowie freitags von 8 bis 12 Uhr werden die Teilnehmer wieder an das Berufsleben herangeführt, wofür diese entsprechend dankbar sind. „Es kommt immer wieder vor, dass ehemalige Teilnehmer uns in Oldendorf besuchen und von ihren positiven Werdegang berichten“, so Schumacher.

Der neue Leiter der Einrichtung will auf dem starken Fundament der Jugendwerkstatt für die Zukunft aufbauen. „Mein Anspruch ist es, mit der Arbeit in der Jugendwerkstatt auch in Zukunft die Teilnehmer in ihrer Entwicklung zu einer selbständigen und selbstbewussten Persönlichkeit durch individuelle Förderung zu unterstützen, unter Berücksichtigung der Anforderung des Arbeitsmarktes und die damit notwendige Flexibilität der Förderung“, ist sich Schumacher seiner Verantwortung bewusst.

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Foto1,7,9: Martin Schumacher führt die Jugendwerkstatt seit 1. Januar eigenverantwortlich

Foto8: In den letzten Tagen wurden zahlreiche Nistkästen gebaut, die in der Region für Naturschutz sorgen

Foto14: Die Jugendwerkstatt wurde nach und nach aus einer Scheune umgebaut