150516 D-F Freundschaft_9999_16Freundschaft als Fundament für den Frieden

40 Jahre Deutsch-Französische Partnerschaft in Gronau

Gronau (gök). Der Grundstein wurde eventuell sogar schon im 2. Weltkrieg im besetzten Frankreich gelegt. Schon damals machten deutsche Besetzer zusammen Sport mit Einheimischen. Die Geschichte einer deutsch-französischen Partnerschaft auf Augenhöhe begann aber erst in den fünfziger Jahren. Der Gronauer Leichtathlet Heinz-Werner Otto und Roger Ernoult aus Mézidon freundeten sich über Crosslauf-Wettbewerbe an und besuchten sich immer gegenseitig. Mit den Jahren fingen auch die Fußballer, Handballer und Tennisspieler des TSV Gronau an, sich gegenseitig zu besuchen und die Freundschaft zu leben.

1974 wurde die Freundschaft dann offiziell zwischen der Stadt Gronau und der französischen Gemeinde Mézidon-Canon ins Leben gerufen. „Seitdem finden die runden Jubiläen jeweils in Frankreich und ein Jahr später in Gronau statt“, so der Gronauer Bürgermeister Karl-Heinz Gieseler. Daher war dieses Jahr über das Himmelfahrtswochenende auch der Besuch der Franzosen in Gronau angesetzt, wo ein großes Programm zum 40jährigen Jubiläum vorbereitet war. So stand am Freitag nach Himmelfahrt die große Party im Norddeutschen Lachszentrum in Gronau auf der Agenda, wo bis in die frühen Morgenstunden 300 Menschen aus Deutschland und Frankreich intensiv feierten.

150516 D-F Freundschaft_9999_1 150516 D-F Freundschaft_9999_2 150516 D-F Freundschaft_9999_7 150516 D-F Freundschaft_9999_15  150516 D-F Freundschaft_9999_19 150516 D-F Freundschaft_9999_20 150516 D-F Freundschaft_9999_24 150516 D-F Freundschaft_9999_29 150516 D-F Freundschaft_9999_38Gepflegt wurde die Freundschaft früher von Gronauer Seite auch intensiv über die Stadtverwaltung. Mittlerweile übernimmt das aber komplett der Partnerschaftsverein, wo Elfriede Köhler schon seit einigen Jahren die Hauptverantwortung trägt und in den Tagen und Wochen vor dem Treffen besonders gefragt war. Denn die Gronauerin sorgte unter anderem dafür, dass über 130 Franzosen in Gronau privat bei Familien untergebracht werden konnten. Auf französischer Seite führt Martin Helwes – Sohn des ehemaligen Gronauer Stadtdirektors Dieter Helwes – das Partnerschaftskomitee, der in dem französischen Ort mit seiner Frau lebt.

Martin Helwes war es auch, der als Übersetzer beim offiziellen Festakt in der Gronauer Grundschule besonders gefragt war. Außer Gieseler konnte keiner der Ehrengäste flüssig genug Französisch, so dass man gleich selber hätte übersetzen können. Passend eröffnete vor den Ansprachen und Grußworten der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Gronau mit der Europa-Hymne „Freude schöner Götterfunken“ den Festakt und sorgte unter den weit über 100 Besuchern in der Grundschule für entsprechend festliche Stimmung. Die Bundestagsabgeordnete Ute Bertram gab dann auch zu, dass sie regelmäßig bei dieser Hymne eine Gänsehaut bekommt und sich als richtiger Europäer fühlt. „70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zeigt so eine Freundschaft wie hier, dass wir auf einem guten Weg sind“, so Bertram. Auch Gieseler zeigte anhand zwei trauriger Beispiele aus jüngerer Vergangenheit, dass solche Partnerschaften wie von Gronau und Mézidon-Canon dafür sorgen, dass das Verhältnis zwischen den beiden Staaten trotz mancher politischer Differenzen so gut ist. Sei es die Anteilnahme der Deutschen beim Terroranschlag in der französischen Zeitungsredaktion von Charlie Hebdo in Frankreich oder die Unterstützung der Franzosen beim Flugzeugunglück der Gemanwings-Maschine in den Alpen vor ein paar Wochen. „Ich bin stolz darauf, Teil einer solchen Partnerschaft zu sein, die so ein Verhalten zwischen den Ländern und Menschen begründet. Gerade für junge Menschen ist das ein Fundament für die Zukunft“, erklärt Gieseler in seiner Ansprache. Mittlerweile besteht die deutsch-französische Freundschaft in den Familien der Region schon in der vierten Generation.

Auch der französische Bürgermeister Francois Aubey dankte den Anwesenden für die herzliche Gastfreundschaft und augenzwinkernd für die unzähligen Lüttje Lage bei der Party am Vorabend, die bei den Franzosen sehr gut ankam. Neben unzähligen Familien und Ratsmitgliedern hatte der Franzose auch Musiker der örtlichen Musikschule dabei, die den Besuchern des Festaktes auch entsprechend aufspielten. Nach seiner Ansicht ist die große Teilnahme mit mehr als 130 Franzosen am Besuch in Gronau vor allem dem runden Tisch vor zwei Jahren geschuldet, wozu er alle Vereine vor Ort eingeladen hatte. Für Gieseler hatte Aubey als Geschenk den französischen Hahn im Gepäck, der von einem Bürger in Mézidon-Canon gefertigt wurde.

Auch der stellvertretende Landrat und Landtagsabgeordnete Klaus Krumfuß würdigte das große Engagement in Gronau und Mézidon-Canon. „Schon Friedrich Schiller wusste vier Jahre vor der französischen Revolution, dass alle Menschen Brüder werden!“ Dies nutzte dann später Beethoven als Text für seine Ode An die Freude, was gut 200 Jahre später als instrumentale Grundlage der Europa-Hymne fungiert und auch in Gronau für Gänsehaut sorgte. Zum Schluss des offiziellen Teils wurde die Partnerschaft mit Unterschriften der beiden Bürgermeister sowie der Vorsitzenden der Partnerschaftsvereine mit ihren Unterschriften unter die Urkunden erneuert.

Foto1: Karl-Heinz Gieseler mit Martin Helwes

Foto2: Weit über 100 Besucher fanden sich in der Grundschule Gronau zum offiziellen Festakt ein

Foto7: Francois Aubey und Martin Helwes hatten sichtlich Spaß während ihrer Ansprache

Foto15+16: Karl-Heinz Gieseler nimmt den Hahn als Gastgeschenk an

Foto19: Der Musikzug aus Gronau sorgte neben den französischen Musikschülern für die musikalische Unterhaltung des Festaktes

Foto20: Einen französischen Hahn hatten die Franzosen als Geschenk mitgebracht

Foto24: Francois Aubey unterschreibt die Partnerschaftsurkunde

Foto29+38: Elfriede Köhler, Karl-Heinz Gieseler, Francois Aubey sowie Martin Helwes unterschrieben die Urkunden