2015_07_26_Exner_2710Dank der Tattoos darf er Wale retten

Weltreisender dank Körperkunst

Thüste (gök). “Das war bis jetzt der absolute Höhepunkt in meinem Leben. Es war ein tolles Gefühl, so viele Wale mit anderen Freiwilligen retten zu können”, ist Rene Exner immer noch beeindruckt, wenn er an das Erlebnis zurückdenkt. 200 Grindwale waren bei Farewell Spit in Neuseeland Mitte Februar gestrandet und wurden von über 100 Helfern feucht gehalten und mehr als die Hälfte schließlich gerettet. Zufällig kam der 22jährige Tätowierer bei der Aktion vorbei und half spontan.

Dabei sah es noch in der Schulzeit gar nicht so aus, dass der Thüster später etwas mit Tattoos zu tun haben könnte. Nach Abschluss an der KGS Salzhemmendorf begann er eine Lehre zum Elektroniker für Automatisierungstechnik, wurde dort aber nie glücklich. Später machte er zwar noch seinen Techniker bei Siemens, war aber mit seiner Arbeit weiterhin nicht zufrieden. Nachdem er beim Tattoostudio Eisenhauer in Hameln anfangs nur seine Freizeit verbracht hatte, fing er dort mit 18 Jahren als Piercer an und interessierte sich dann auch für Tattoos. Es war dann Erich Eisenhauer, der Exner in Hameln das Tätowieren beibrachte. Für Tätowierer gibt es bisher noch keine gesetzliche Ausbildung. “Das ist alles learning by doing. Daher gibt es auch viele Tätowierer auf dem Markt, die ihr Handwerk nicht richtig gelernt haben und viel pfuschen. Viele wissen noch nicht einmal, wie die Maschinen richtig funktionieren. Ich bin Erich Eisenhauer daher auch sehr dankbar, dass er mir so viel beigebracht hat”, so Exner über seinen Lehrmeister. Der junge Thüster hat sich mittlerweile auf den “Neo-traditional”-Stil konzentriert und bleibt sich in dieser Richtung auch treu. “Neo-traditional” orientiert sich an dem Stil der alten Seefahrer-Tätowierungen wie etwa Ankern oder anderen Figuren, die aber realistischer dargestellt werden. In der Schule war Exner nie groß interessiert an Kunst. Doch mit großem Interesse und Fleiß hat er sein Handwerk immer weiter verbessert, nachdem er seine Liebe zu Tattoos entdeckt hatte. Ein großes künstlerisches Talent hat er nach eigener Meinung eigentlich nie gehabt. Teilweise saß er Stunden, Tage und Wochen am Schreibtisch und verfeinerte seine Technik immer mehr. Mittlerweile sagt er bei Kundenwünschen auch mal nein, wenn der Wunsch nicht seiner Stilrichtung entspricht. Exner will sich so treu bleiben und nichts tun, womit er sich nicht identifizieren kann. Seine Kundschaft besteht etwa je zur Hälfte aus Männer und Frauen. Während Frauen aber zumeist kleinere Tattoos bevorzugen, wollen Männer doch eher großflächige Tattoos.

2015_07_26_Exner_2695 2015_07_26_Exner_2696  2015_07_27_Exner_2801 2015_07_27_Exner_2802 2015_07_27_Exner_2803 2015_07_27_Exner_2804 2015_07_27_Exner_2805 2015_07_27_Exner_2806 2015_07_27_Exner_2807 2015_07_27_Exner_2808 2015_07_27_Exner_2809 Sport-Sponsoring Salzhemmendorf _4cNachdem er bei Tattoo Eisenhauer in Hameln die Tätowierungstechniken gelernt hatte, arbeitete er dort und bei Nase’s Tattoo in Hildesheim noch eine Weile, ehe er als Freiberufler seine Freiheit genießen wollte. Viele Tätowierer sind mittlerweile “on the Road” unterwegs, das heißt freiberuflich auf Messen oder in anderen Studios am arbeiten. Vor etwa anderthalb Jahren fing auch Exner damit an, als freiberuflicher Selbstständiger auf Messen zu arbeiten. Hier baute sich schnell ein persönliches Netzwerk auf, mit dem immer mehr Kontakte hergestellt wurden. So wurde er von anderen Studios eingeladen und war immer wieder auf Messen aktiv. Schwierig wird für ihn ab und an, die Arbeit und das Privatleben zu trennen. “Gerade zu seinem Tätowierer baut man schnell eine persönliche Beziehung auf, weshalb der Umgang mit meinen Kunden in der Freizeit oft auch schwierig ist. Irgendwann nervt es dann auch mal, wenn man immer überall angesprochen wird”, gesteht Exner. Der Bekanntenkreis wird zwar immer größer, doch Exner achtet darauf, auf dem Boden zu bleiben. So fährt er bei einem Geburtstag eines Freundes auch mal schnell von Österreich nach Hause, nur um bei der Party dabei zu sein.

Die letzten Monate lebte Exner nur noch aus dem Koffer und sammelte fleißig Flugmeilen bei den verschiedenen Fluggesellschaften. So besuchte er neben Neuseeland auch andere Länder wie Schweden oder Österreich. Natürlich ist er auch in nationalen Tattoohochburgen wie Hamburg, Fulda oder Würzburg oft vertreten und hat einen fast immer einen vollen Terminkalender. Geplant ist mittelfristig auch eine lange USA-Tour, wodurch sich dann nach Einschätzung von Exner wieder neue Gelegenheiten ergeben werden. Kontakte nach Denver, Los Angeles, New York, Miami und Honolulu sind dazu schon vorhanden. Ziel ist aber auch noch die Teilnahme an Messen in Paris und London, was nach Möglichkeit bald realisiert werden soll. “Mit meiner Arbeit vor Ort finanziere ich auch meine vielen Reisen, wo ich dann weitere wertvolle Erfahrungen sammeln darf”, so Exner. In manchen Ländern lohnt sich aber Messearbeit oder Tätowierungen nicht. Hier genießt er dann eher, als das er arbeitet. “Ich bin aber noch jung. Geld verdienen kann man auch etwas später, ich will viele Menschen und Gegenden bei meinen Reisen kennenlernen!” Neben vielen Hotelübernachtungen schläft er auch gerne bei Privatleuten, weil es natürlich auch günstiger ist, die Eindrücke und Reiseerfahrungen aber so auch noch größer sind. Seine Reisen plant er immer nur zwei bis drei Monate im voraus, um möglichst flexibel zu bleiben. Für Exner öffnen sich durch seine Arbeit immer neue Türen und so auch viele verschiedene Wege. Seine Reisen versucht er aber so zu planen, dass die Wege möglichst kurz sind und sich ergänzen. Seine Eltern in Thüste hätten mittlerweile auch gerne ein Tattoo von ihrem Sohn, obwohl sie zu Beginn seiner Tattookarriere sehr skeptisch waren. Mittlerweile sind sie aber stolz auf ihren Sohn, da dieser von seiner Selbstständigkeit sehr gut leben kann. Seine Eltern will Exner bisher aber noch nicht tätowieren, da er seinen Weg zum Tätowierer noch nicht am Ende sieht und sich für seine Eltern natürlich etwas ganz besonderes aufheben will.

Seine berufliche Karriere wird derzeit besonders durch die sozialen Medien wie Facebook oder Instagram angefeuert, wo seine Tattoos viel geteilt werden und so auf eine breite Fanbasis gestellt werden. Obwohl er selber sein erstes Tattoo erst mit 18 Jahren bekommen hat, zieren jetzt schon viele Tattoos ein Großteil seines Körpers. Hier lässt er aber nur noch sehr gute Tätowierer an seine Haut. Sein großes Vorbild Peter Lagergren aus Malmö in Schweden sticht zur Zeit regelmäßig seinen Rücken und vervollständigt dort ein Kunstwerk. Auch große Tattoo-Zeitschriften wie das “Tätowier-Magazin” oder “Tattoo Kulture” haben Exner schon wahrgenommen und über ihn und seine Arbeiten berichtet.

In einigen Jahren möchte der Thüster irgendwann sein eigenes Studio haben, da man das Reisen nicht sein ganzes Leben machen kann. “Das Reisen ist zwar sehr schön, aber auch sehr anstrengend. Ich habe zwar viele Freunde, aber eine Partnerschaft etwa ist so kaum möglich!” Vorstellen könnte er sich ein Studio später in Hamburg, da ihm dort bisher das Arbeiten immer sehr viel Spaß gemacht hat und er die Stadt sehr mag. Doch bis es soweit ist, will er noch die Welt sehen und vor allem seine Arbeit noch weiter verfeinern und Erfahrungen sammeln. Der Hype um Tätowierungen wird nach Meinung von Exner auch irgendwann mal wieder abebben, doch bis dahin wird er seine Arbeit und vor allem Reiseerfahrungen wie etwa mit den geretteten Walen in Neuseeland noch genießen. Bis zum Aufbau einer eigenen Homepage können seine Follower sein Treiben noch über www.facebook.com/exnertat2 sowie www.instagram.com/exitattoo verfolgen.

 

Foto2695: Ein „Bär-Tattoo“ von Rene Exner wurde im Tattoo-Magazin abgelichtet

Foto2696: Mittlerweile sind Fotos und Interviews von Rene Exner in mehreren Magazinen erschienen

Foto2710+2715+2717: Zuhause zeigt er seiner Mutter Doris Exner die Veröffentlichungen

Foto2801+2807: In Neuseeland hat ihn vor allem die Rettung von Grindwalen beeindruckt

Foto2802+2808: Während seiner Reisen erkundet er wunderschöne Landschaften

Foto2803+2805+2806+2809: Tattoo-Beispiel

Foto2804: Zuhause kann er auch mit seiner französischen Bulldogge die Ruhe genießen