2015_08_27_Freibad Marienhagen_4247Energie-Studie in Marienhagen

Avacon setzt zusammen mit Kommune auf Batteriespeicher

Marienhagen (gök). Das Dach der Marienhagener Turnhalle war so marode, dass Bürgermeister Rainer Fütterer teilweise sogar in der Nacht in die Halle kam und bei Regen die vollen Eimer in der Halle geleert hat. Mit Hilfe von Dorferneuerungsmitteln und einer Photovoltaikanlage auf dem Hallendach wurde schließlich die Dachsanierung vor rund vier Jahren angegangen.

Mit dem Betrieb der 200 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage hat allerdings die Samtgemeinde offiziell den Betrieb der Halle von der Gemeinde Marienhagen übernommen, da nur diese die Photovoltaikanlage gewerblich betreiben kann. „Allerdings hat die Gemeinde Marienhagen immer noch das Sagen in der Halle und sorgt für den ordentlichen Betrieb“, so der Marienhagener Bürgermeister Rainer Fütterer. So ist es mit der Samtgemeinde Duingen abgesprochen. Anfangs nutzten nur Sportvereine die Halle. Doch mittlerweile finden dort auch Seniorennachmittage oder Übungsabende des Musikvereins statt. So hat sich die Halle mittlerweile zur Mehrzweckhalle gewandelt. Bei Seniorennachmittagen musste die Halle früher vier Tage lang angeheizt werden und trotzdem kamen die Temperaturen kaum höher als 17 Grad. Daraufhin wurden bei Veranstaltungen dazu noch mobile Gasheizgeräte aufgestellt, was aber wieder zur Folge hatte, dass ab und an die Fenster geöffnet werden mussten. Mittlerweile dauert es nur noch eine Stunde und die Halle ist angenehm warm. Alleine durch die modernen Heizungskörper an der Hallendecke lassen sich seit der energetischen Sanierung Unsummen sparen.

Schon seit einigen Jahren läuft die Photovoltaikanlage so gut, dass die angestrebte Finanzierung nicht erst nach 20 Jahren, sondern wahrscheinlich schon viel früher abgeschlossen sein wird. „Das I-Tüpfelchen auf die Anlage in Marienhagen liefert jetzt aber der Energieversorger Avacon, die hier vorher nur als Gasnetzbetreiber aktiv waren“, so Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Schulz. Mit Hilfe eines Batteriespeichers wird überschüssige Energie erst vor Ort gepuffert, ehe sie in das öffentliche Netz eingespeist wird. Die Pumpen des Freibades nutzen bereits viel Energie direkt, doch bei sonnigem Wetter wird wesentlich mehr Strom produziert, der vor dem Batteriespeicher direkt eingespeist wurde. Mit Hilfe des Batteriespeichers können auch etwaige Spitzen beim Stromverbrauch abgefangen werden, so dass die Stromkosten für die Samtgemeinde hier sinken. „Im Juli hat das schon etwa 300 Euro ausgemacht, wodurch auf das Jahr gesehen sicherlich schon viel zusammenkommt“, so Schulz. Batteriespeicher haben für die Energieversorger auch den Vorteil, dass die bestehenden Stromnetze nicht so durch weitere Einspeisungen belastet werden.

Wolfgang Schulz hatte sich für ein Avacon-Programm beworben, wo in acht Kommunen solche Batteriespeicher betrieben werden sollten. In Duingen war man davon ausgegangen, dass man für den Wettbewerb eher nicht berücksichtigt wird. Denn in der Samtgemeinde ist Avacon auf dem Stromsektor noch nicht aktiv, wenn auch die Voraussetzungen mit einem großen Abnehmer wie dem Freibad an der Photovoltaikanlage hervorragend waren. Die Umsetzung des Wettbewerbes war schon vor einem Jahr geplant, doch es gab laut Schulz technische Probleme, weshalb der Batteriespeicher erst im vergangenen Juni installiert wurde. Avacon baut bei dem Speicher auf eine Lithium-Eisen-Mangan-Phosphat-Technologie mit integriertem Batteriemanagementsystem. Voraussetzung für die Installierung war auch ein Internetzugang, da das Gerät aus der Avacon-Zentrale in Sarstedt gesteuert wird. Bis 2017 kann die Technik ohne Kosten genutzt werden. Für den Folgezeitraum hat Schulz der Firma schon ein Angebot über eine Langzeitstudie gemacht, auf dessen Antwort Schulz aber noch wartet. „Das ganze wäre sowohl für Samtgemeinde als auch für Avacon eine Win-Win-Situation“, erklärt Schulz. Der Samtgemeindebürgermeister ist sich sicher, dass die ganze Samtgemeinde mittlerweile schon nicht mehr auf Fremdstrom angewiesen ist und autark leben könnte. Neben einer sehr gut frequentierten Biogasanlage gibt es auch vier Windräder und unzählige Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Gemeinde. Ein Blockheizkraftwerk etwa versorgt in Duingen das Hallenbad, Sauna sowie Gebäude wie Schule oder Rathaus mit kostengünstiger Wärme, weshalb sich sogar das Heizverhalten verändert hat. „Mittlerweile haben wir im Rathaus etwa eine gleichmäßige Temperatur während des ganzen Tages. Wenn alle morgens aufheizen würden, würde die Wärme nicht reichen“, ist sich Andreas Brandt von der Samtgemeindeverwaltung sicher. Die Rathausmitarbeiter mussten in den letzten Jahren genau eingewiesen werden. Während früher die Heizkörperthermostate nach Dienstende runtergedreht werden sollten, sollen sie jetzt nicht verändert werden. Dadurch muss nicht aufgeheizt werden und der Energiebedarf ist immer gleichbleibend, weshalb es kaum noch Verbrauchsspitzen gibt. Im Herbst will die Samtgemeinde genau ermitteln, wie hoch der Energiebedarf in der Gemeinde und die Energieproduktion im Vergleich dazu ist. Erst dann ist auch gesichert, ob die Samtgemeinde mittlerweile mehr Energie produziert, als sie verbraucht.

Für die Zukunft kann sich Schulz noch mehr Energieprojekte vorstellen. In Hoyershausen etwa wurde vor kurzem bei der Straßenerneuerung auch eine Wärmeleitung von der Biogasanlage verlegt, so dass dort mehrere Anlieger mit kostengünstiger Wärme versorgt werden. In Marienhagen wäre ein Blockheizkraftwerk laut Schulz auch denkbar. Das Kinderheim oder etwa das leerstehende Hotel könnten kostengünstig versorgt werden. Möglich ist auch ein beheiztes Freibad in Marienhagen, was dann wesentlich länger geöffnet sein könnte.

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Foto4235+36+37: Avacon hat hinter den Wechselrichtern umfangreiche Technik im Freibad installiert

Foto4240+42: Andreas Brandt und Wolfgang Schulz freuen sich im Freibad über die installierte Technik – zwischen den beiden der Batteriespeicher in Kühlschrankgröße

Foto4247: Seit drei Sommern gibt es auf dem Dach der Turnhalle am Freibad eine Photovoltaikanlage