2017_01_24_Feuerwehrbedarfsplan_9999_8Feuerwehrbedarfsplan soll in Salzhemmendorf kommen

Diskussionen bei Vorstellung im Okal-Cafe

Lauenstein/Salzhemmendorf (gök). Ende Januar sind schon die Mehrzahl der Jahreshauptversammlungen von den Feuerwehren im Flecken Salzhemmendorf absolviert und überall gab es das gleiche Thema. Der kommende Feuerwehrbedarfsplan wurde von den Feuerwehrkameraden überall mehr oder weniger heiß diskutiert und mit Spannung erwartet, was sich jetzt auch im Okal-Cafe in Lauenstein zeigte. Denn bei der Sitzung des Ausschusses für Feuerschutz und Ordnung wurde eine erste Präsentation zum Feuerwehrbedarfsplan der Gemeinde Salzhemmendorf durch das beauftragte Planungsbüro vorgestellt. Weder Politik noch Feuerwehr bekam die Präsentation vorher zu Gesicht, weshalb der Veranstaltungsraum mit etwa 60 „Blauröcken“ und Politikern sehr gut gefüllt war.

Rund anderthalb Jahre hatte die Datenerhebung durch die beauftragten Planer aus Paderborn gedauert. „Die etwas längere Zeit war auch in der bisherigen Dokumentation begründet. Aus den Einsatzberichten etwa gingen nicht immer gleich alle für den Plan notwendigen Daten hervor, was die Arbeit entsprechend aufwendig machte“, erklärte Andreas Hillmer von der Gemeindeverwaltung im Gespräch.

Der Plan wird die nächsten Jahre große Auswirkungen auf die Infrastruktur und Ausstattung der Gemeindefeuerwehr haben. Im Stützpunkt Wallensen etwa wartet die Ortsfeuerwehr Wallensen auf die Neuanschaffung für ihr 36 Jahre altes Tanklöschfahrzeug, wobei im ebenfalls vorgestellten Haushalt 100 000 Euro in der ersten Rate bereits für die Neuanschaffung eingestellt sind. Bei der Vorstellung wurde allen deutlich gemacht, dass die ältesten vier Fahrzeuge der Gemeinde alle im Feuerwehrstützpunkt in Wallensen beheimatet sind.

2017_01_24_Feuerwehrbedarfsplan_9999_1Der Geschäftsordnung geschuldet nahmen die Feuerwehrkameraden die Präsentation zunächst wortlos hin. Erst in der Bürgerfragestunde entwickelte sich nach der objektiven Präsentation eine emotionale Diskussion. Die Mindestempfehlung der Planer für die Anzahl der Fahrzeuge in den jeweiligen Standorten sorgte für die größte Diskussion. Im südlichen Standort der Gemeinde im Ortsteil Thüste sind derzeit sechs Fahrzeuge für die vier Ortswehren Wallensen, Thüste, Ockensen und Levedagsen vorhanden. Künftig reichen nach Meinung der Planer hier drei Fahrzeuge aus. Ein (Hilfeleistungs-)Löschgruppenfahrzeug 10 (kurz HLF10 oder LF10), ein Tanklöschfahrzeug (kurz TLF) und ein Mannschaftstransportwagen (kurz MTW) sollen für den Brandschutz ausreichen. Stark reduziert werden könnte nach Einschätzung der Planer auch der Fahrzeugbestand im neuen noch nicht gebauten Standort Oldendorf. Die vier Ortswehren dort verfügen derzeit über acht Fahrzeuge. Nach neuestem Stand sollten dort ein (H)LF10, ein TLF, ein Schlauchwagen (SW2000), ein Gerätewagen-Logistik (GW-L) und ein MTW ausreichen. In Salzhemmendorf dagegen würde der Fahrzeugbestand um ein Fahrzeug (MLF – Mittleres Löschfahrzeug) aufwachsen, wobei einer der zwei Rüstsätze nach Oldendorf abgegeben werden sollte. In Thüste wäre ein dritter Rüstsatz in der Gemeinde noch überlegenswert.

Vor allem der stellvertretende Gemeindebrandmeister Dirk Habenicht kritisierte die Planer für die aus seiner Sicht nicht berücksichtigte Struktur in der Gemeinde, wo nach bisheriger Meinung alle Ortswehren erhalten bleiben sollen. Auch das Nachführen von Einsatzkräften ist mit der geringeren Anzahl an Fahrzeugen aus seiner Sicht dann ein Problem. Kritisch sieht er auch die Wasserversorgung, da die meisten vorgesehen Fahrzeuge zwar wasserführend sind, lange Wegstrecken aber kaum noch aufgebaut werden können. Genau das ist aus seiner Sicht in manchen Orten wie etwa Osterwald mit seinen engen Gassen aber notwendig, da sonst die Wege zu weit werden. Positiv nahm er dagegen die Bestandsaufnahme der Planer auf, „so werden vielen vielleicht auch mal die Augen geöffnet!“ Die Planer hatten sehr viele Daten erfasst, soweit diese denn geliefert werden konnten. Während Daten wie Einwohnerzahlen, Gewerbestruktur, Risikobewertung oder Topographie der Gegend kein Problem waren, waren viele Einsätze für eine genaue Auswertung nur unzureichend dokumentiert. Gemeindebrandmeister Walter Wiegmann war zumindest darüber erfreut, dass in dem Entwurf ein Einsatzleitwagen (ELW) für die Gemeinde empfohlen wird, wo es bisher aus seiner Sicht nur Notlösungen gab. Ausbaufähig sind nach Meinung der Planer auch sogenannte Doppelmitgliedschaften, da zum Beispiel 48 Feuerwehrkameraden außerhalb ihres Wohnortes in einem anderen Ortsteil Dienst verrichten. Positiv aufgenommen wurde der derzeitige Ausbildungsstand in der Gemeindefeuerwehr, wobei man in den nächsten Jahren den Anschluss nicht verlieren darf. Während der Altersschnitt bei den 259 Aktiven in der Gemeinde 38 Jahre beträgt, sind die Fahrzeuge im Durchschnitt schon 22 Jahre alt. Den Nachwuchs bei der Feuerwehr sollen die 73 Jugendlichen und 39 Kinder sichern, die derzeit in Jugendfeuerwehren und Kinderfeuerwehren aktiv sind. Von den 259 Aktiven sind tagsüber auch 83 innerhalb der Gemeindegrenzen beruflich bedingt verfügbar. Ebenfalls zurückgreifen kann man zudem auf 68 weitere Aktive, die aber außerhalb der Gemeindegrenzen arbeiten. 108 Aktive sind beruflich bedingt zumindest teilweise während der Arbeitszeiten nicht in der Gemeinde für den Brandschutz verfügbar und können nur in ihrer Freizeit alarmiert werden.

Der ebenfalls anwesende Kreisbrandmeister Frank Wöbbecke sah zudem Schwierigkeiten, wie in manchen Orten das ausrücken innerhalb von acht Minuten gewährleistet werden soll. Hier wäre eine Anpassung der Alarm- und Ausrückeordnung notwendig. Ebenfalls überdacht werden müsste die Vorhaltung von Einsatzfahrzeugen für die Kreisfeuerwehrbereitschaft.

„Unser Ziel muss es sein, den Feuerwehrbedarfsplan 2017 zu beschließen. Dazu wird es noch eine ruhige und sachliche Abstimmung zwischen Verwaltung, Politik und Feuerwehr geben“, erklärte Gemeindebürgermeister Clemens Pommerening in seinen Schlussworten. Die Planer werden nun noch einige Hinweise aufnehmen und der Verwaltung dann ihre Empfehlungen für einen Feuerwehrbedarfsplan in den nächsten Wochen für die weitere Vorgehensweise überreichen.

Ebenfalls Thema im Feuerschutzausschuss war fast nebenbei auch noch die Ernennung von Andreas Hillmer zum stellvertretenden Ortsbrandmeister in Hemmendorf, der außerhalb des Ordnungsamtes dort in seiner Freizeit tätig ist. Ebenfalls vorgestellt wurden die Posten mit Feuerwehrbezug im Haushalt, wobei die nächste Rate für den neuen Feuerwehrstützpunkt in Oldendorf mit 250 000 Euro den größten Anteil ausmacht. 2018 wäre der Feuerwehrstützpunkt in Oldendorf dann durchfinanziert, so dass die Umsetzung angegangen werden kann.

 

Foto1,3,6: Das Tanklöschfahrzeug (TLF) in Wallensen ist schon 36 Jahre alt und soll bald ersetzt werden

Foto8: Die Sitzung des Ausschusses war außergewöhnlich gut besucht